Sonntag, 26. August 2007

Husch Husch Husch die Eisenbahn

Züge gleich welcher Art sind die Leidenschaft meines Sohnes. Schon immer.
Das fing mit seiner Brio-Eisenbahn-Anlage an und geht über die H0 bei seinem Papa weiter. Aber am faszinierendsten findet er die echten Bahnen.
Je schneller je lieber, je größer je besser.

Er liebt Bahnhöfe, er erkundet Städte grundsätzlich erst mal ausgiebigst per S- und U-Bahn und sein Platz in Zügen ist immer genau der hinter dem Führerhaus. Da kniet er dann, schaut durch die abgedunkelten Scheiben und wenns sein muss sind stundenlang nur seine Schuhsohlen zu sehen und sogar von hinten sieht man, wie begeistert sein Blick über Hebel und Schalter schweift.
Kürzlich durfte er in einer U-Bahn ne ganze Linie lang im Cockpit (Heißt das bei U-Bahnen überhaupt so?) mitfahren und war stolz wie Oskar. Da strahlt dann alles an ihm.

Schon immer wollte er Lokführer sein, aber mit drei Jahren hat er seinen Berufswunsch überdacht und sich entschieden, Stadtplankorrektor zu werden. Damit alle, aber auch wirlich alle Städte und Dörfer ein anständiges Bahn- und Schienennetz bekommen und endlich alle, aber auch wirlich alle, auch die wie wir auf dem Lande lebenden, ihre Liebe zu seinem Hobby voll ausleben können.

Ich finde es wundervoll, ihn zu erleben, wenn er so ganz in seinem Bahn-Zug-Schienen-Element ist. Wenn er erklärt und recherchiert und sich begeistert. Und mich dazu. Also ... teilweise.

Wie lieb ich das habe. Wie lieb ich ihn habe!
Bis zum Mond und zurück - wird Zeit, dass sie da mal ne Zugverbindung hin kriegen!


PS:
Die hier hab ich für ihn gesiedet ... in der Hoffnung, er will das Motiv nicht schonen ;-)

foto folgt

Samstag, 25. August 2007

Fand ich schön:

Zum Geburtstag nur Gutes,
schöne Zeiten frohen Mutes,
beste Bücher, heit'res Lachen,
zum Essen nur gute Sachen
wünschen Dir zu Deinem "Runden"
herzlich unumwunden
T und M

Perlen des Glaubens - Wüste

Manchmal sind meine Wege so beschwerlich. Dann ist mein Leben wie eine Wüste. Einsam fühle ich mich und endlos weit muss ich gehen, da ist kein Mensch, der mit mir geht und kein Licht, das mit das Ziel zeigt.
Allein sein kann ich - ich bin mir dann selbst genug.
Einsam sein tut mir weh - ich komme dann nicht mehr weiter und habe keine Kraft mehr.
Ich brauche dann eine Schulter zum Anlehen, eine Umarmung, in der ich mich ausheulen kann, eine Stimme, die mir sagt, was ich tun kann, Hände, die mir helfen, mein Leben weiterzutragen.
In der Wüste bin ich weit weg von mir selber. Und weit weg von anderen Menschen. Und weit weg von dir.
In der Wüste zweifle ich und kämpfe nicht mal mehr.
In der Wüste merke ich nicht mal mehr, dass ich in der Wüste bin.
Aus der Wüste komme ich aber nur heraus, wenn ich sie erkenne und annehme und Wege nach draußen suche und gehe.
Das kann ich nicht allein.
Hilfst du mir?

Perlen des Glaubens - Taufe

Dass ich lebe, ist ein Geschenk. Ich lebe nicht aus mir allein.
Deine Liebe zu spüren ist wie ein Baum, der im Sommer Schatten wirft, ist wie eine Decke, die im Winter kuschelig wärmt, ist wie ein Wind, der über die Haut streichelt.
Nicht erst bei meiner Taufe hast du Ja zu mir gesagt - schon seit es mich gibt umgibt mich die Liebe.
Ich möchte sie spüren. Ich möchte deine Liebe spüren und die Liebe der Menschen, die um mich sind und die mir wertvoll sind.
Damit mein Ich ein Du hat.

Perlen des Glaubens - Ich

Ich bin, wie ich bin. Ich bin, wie ich geschaffen bin.
Ich bin eine Perle unter anderen Perlen.
Ich schaue mit Augen der Liebe auf viele Menschen und ich will auch mit Augen voller Liebe auf mich schauen.
Ich bin geschaffen und auf meinen Weg gestellt worden. Auf diesem Weg bin ich hingefallen, ich habe mich verletzt, ich bin angestoßen, ich habe Kratzer und Beulen und Macken. Aber ich bin gut so, wie ich bin.
Ich gehe meine Wege, so gut ich sie gehen kann. Und das ist gut genug.
Ich bin liebenswert, so wie ich bin. Ich bin geschaffen, so wie ich bin.
Und genau so wie ich Ja zu anderen Menschen sage, sage ich auch Ja zu mir. Und dabei schaue ich dich an.

40 - was jetzt erst?

Manchmal werde ich morgens wach und irgend etwas ist mir auf einmal völligstens klar. Tagelang über was nachgegrübelt und dann, eines Morgens, so ein Aha-Erlebnis.
Ich finde ja eh, die meisten Dinge regeln sich über Nacht. Den Seinen gibts der Herr nun halt mal im Schlaf.

Und vor ein oder zwei Jahren wurde ich morgens mal wach und dachte: Ab heute bin ich irgendwie alt.
Und ich war ganz glücklich darüber, wie gut sich das anfühlte. So warm und mit einem Lächeln.

Alt sein ist ja nicht gleich alt sein - ich verbinde mit dem älter werden eher so etwas wie gelassener werden. Eigentlich hab ich in meinem Leben immer wieder versucht, vermeintlich Versäumtes nach zu holen. Oder irgendwelchen Ansprüchen gerecht zu werden. Oder irgendwelchen Idealen nahe zu kommen. Ich bin immer irgend wem oder irgend was hinterhergerannt.
Je älter ich werde, desto unwichtiger ist mir das alles. Okay - ruhig ist anders. Aber ruhiger ist doch auch schonmal was!

Nachgeholt habe ich ... *schmunzelt* ... das ist erledigt. Also Rennen muss ich nicht mehr so.
Und egal, was die Welt von mir will: jetzt kann ich auch offiziell und durch Zahlen belegt sagen: Was wollt ihr denn alle? Ich bin 40 ... da kann alles, aber müssen tut da überhaupt gar nix mehr.

Ich finde das sehr erleichternd. Und wenn ich jetzt, so einem Tag nach dem offiziellen Eintritt in den Club der 40er, über mein Leben nachsinniere, dann war da sicher vieles, was falsch lief und noch mehr, was ich total vermasselt habe. Aber immerhin hat mich mein Leben da hingebracht, wo ich jetzt grade bin.
Und auch wenn das nicht die 100%ige Zielerfüllung ist - es ist gut so, wie es ist. Es ist sehr gut.

Und das (fast immer) zu wissen, das ist eine wahre Habseligkeit.

Und an dem "fast immer", da arbeite ich noch dran. Aber gaaaanz langsam.

Freitag, 24. August 2007

Bitte nimm doch meine Hände

Im Moment denk ich so viel an den Tod und ans Sterben.
Manchmal geht es so schnell ...
Da gibt es diese traurig-schöne Geschichte von Julie von Hausmann, die hat mir mal unser Pfarrer erzählt.
Julie hat den Mann fürs Leben getroffen, einen Pfarrer. Aber sie haben nicht viel voneinander, weil er muss ein paar Tage später nach Afrika. Er hat alles schon geplant und gebucht. Aber er will diese Frau nicht mehr loslassen und sie ihn auch nicht. Also verloben sie sich noch ganz schnell vor seiner Abfahrt und Julie reist ihm kurz darauf nach. Vor 150 Jahren reisten Frauen nicht alleine auf Schiffen nach Afrika – sie hat es trotzdem getan. Aber er hat sie nie am Hafen abgeholt. Drei Tage vor ihrer Ankunft ist er gestorben. Ihr bleibt nichts, als an seinem Grab zu knien, in dem ihre Liebe, ihre Zukunft und ihr Leben liegt.
Ein Scherbenhaufen.

Was, wenn ich auch davor stehe, so einen Scherbenhaufen zu hinterlassen? Aber ich werde es nicht verhindern können. Grade eben hat mir mein Schwager am Telefon gesagt, ich müsse loslassen lernen. Und ich habe gesagt: ich kann das nicht und ich kann nichts dafür, weil ich bin halt so.
In meinem Kopf kreisen tausend Gedanken, immer wieder die selben ... und ich bin nur noch am Heulen.
Und ich summe immer wieder dieses Lied, das sie hier auf fast allen Beerdigungen singen:

So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt. Wo du wirst gehen und stehen, da nimm mich mit.
In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind, es will die Augen schließen und glauben blind.
Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht – du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich.

Julie von Hausmann hat das geschrieben, als sie merkte, dass sie die Scherben niemals alleine würde wegräumen können.
Und eigenltich ist es gar kein Lied für eine Beerdigung, es ist mehr ein Lied für einen Neuanfang, fürs Leben.
Und ich würde das so gerne auch können ... loslassen, abgeben und meine Hände gehalten wissen. Aber ich fühle grade auch so gar nichts von seiner Macht.
Himmel hilf!

Donnerstag, 23. August 2007

An die Engel

nach dem Gedicht von Heinrich Heine

Das ist der böse Thanatos,
er kommt auf einem fahlen Roß;
ich hör den Hufschlag, hör den Trab,
der dunkle Reiter holt mich ab -
er reißt mich fort, mein Kind, das soll ich lassen,
o, den Gedanken kann mein Herz nicht fassen.

Er ist mein Kind, er macht mich reich,
und geh ich in das Schattenreich,
wird er fast eine Waise sein.
Ich laß in dieser Welt allein
das Kind, das trauend meinem Mute
sorglos und treu an meinem Herzen ruhte.

Ihr Engel in den Himmelshöhn,
vernehmt mein Schluchzen und mein Flehn;
Beschützt, wenn ich im öden Grab,
das Kind, das ich geliebet hab;
Seid Schild und Vögte eurem Ebenbilde,
Beschützt, beschirmt, behütet mir mein Kinde.

Bei aller Trauer, die ihr je
Geweint um unser Menschenweh,
bei eurer eignen Schönheit, Huld und Milde,
beschwör ich euch, ihr Engel, schützt mein Kinde.

Memento

von Masha Kaleko

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind ?

Allein im Nebel tast ich todentlang
Und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr; -
Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muss man leben.


Masha Kaleko ist meine ausgesuchte Lieblingsdichterin. Und dieses Gedicht von ihr liebe ich sehr.
Allerdings muss ich ihr heute vehement widersprechen.
Den eignen Tod mag man zwar nur sterben ... aber der Schmerz um die, die bleiben werden, und die Angst um sie und die Sorge, den trägt man mit sich.

Wie sollen sie leben, wenn ich nicht mehr da bin?

Ich taste auch grade todentlang im Nebel ... und grade so gar kein Licht am Ende des Tunnels.
Nur Angst.

Sonntag, 12. August 2007

Blauer Marmor - for men only



Mein Sohn hat geseift - eine Männerseife. Sie riecht nach Sweet Musk und ist was für "Männer und coole Frauen". Sieht gut aus, oder?

Johannes 4, 13-26

http://www.bibleserver.com/index.php

... Jesus und die Samaritanerin mit dem mehr als zweifelhaften Ruf führen ein theologisches Streitgespräch - eine wahrhaft revolutionäre Tat in der damaligen Zeit. ... Und die Frau öffnet sich ihm, weil sie spürt: das ist einer, der erkennt mich, ohne mich zu bewerten, ohne mich zu beurteilen, ohne mich zu verurteilen. ... Und plötzlich ist Gottes Geist mitten drin.
...
Dazu gibt die Geschichte von dem Gespräch am Brunnen Impulse: Wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Meinung auf gleicher Augenhöhe miteinander reden, dann kann sich etwas verändern in der Welt.
Aufstehn, aufeinander zugehn, voneinander lernen miteinander umzugehn.

Und ich bin der festen Überzeugung, dass wir, wenn wir das schaffen, ganz genau spüren: Da ist Gott. Überall und immer. Und immer wieder neu. Und überall da, wo wir ihn sein lassen.

Amen.

Du bist gegenwärtig

Luft, die alles füllet,
drin wir immer schweben,
aller dinge Grund und Leben,
Meer ohn' Grund und Ende, Wunder aller Wunder, ich senk mich in dich hinunter.
Ich in dir,
du in mir,
lass mich ganz verschwinden, dich nur sehn und finden.
(Gerhard Teerstegen)

Eine wundervolle Liebeserklärung - ein Schatz sozusagen.

Das ist meine allerliebste Strophe aus einem meiner liebsten Kirchenlieder - Gott ist gegenwärtig, EKG 165.
Heute früh hab ich Gottesdienst gehalten, und als die Gemeinde diese Strophe sang - und ich natürlich lauthalt mit - da wurde mir ganz warm ums Herz. Ich in dir - du in mir.
Ist das nicht wunderschön?

Freitag, 10. August 2007

untitled

grade eben gelesen und noch nicht kommentiert:

und jetzt, wo ichs nochmal lese, denke ich: da ist jedes zusätzliche wort zu viel. denk ich an deutschland in der nacht ...

Quelle: spiegel.de, 9.8.2007

"Prekariat? Hier werden sie geholfen!"

Draußen vor der Tür wartet nicht nur das Sozialamt mit einer Fülle von hilfsbereiten Mitarbeitern, da ist auch eine Gesellschaft, in der die Idee von "Verantwortung" durch Begriffe wie "Maßnahmen" und "Fürsorge" ersetzt wurde. Eine Gesellschaft, in der die Vorstellung, dass Wohlstand etwas mit Arbeit und Leistung zu tun hat, als reaktionär und "sozial unverträglich" gilt. Und wer es wagt, die Frage zu stellen, ob für die Aufzucht von Kindern nicht vor allem die Eltern zuständig und verantwortlich sind, der wird sofort mit einer Einladung zu einem therapeutischen Gespräch bei Ursula von der Leyen abgestraft.
Etwas Gutes ist aber an der Sache doch dran. Es sieht nur so aus, als würde ein halbes Dutzend Sozialarbeiter eine Familie betreuen. In Wirklichkeit ist es umgekehrt. Eine Familie sichert die Existenz von einem halben Dutzend Sozialarbeiter. Rund um die "Prekariat" ist eine Industrie entstanden, die von der Verwaltung der "neuen Armut" lebt.
Allein in Bad Homburg gibt es 20 Familien, die dafür sorgen, dass die Sozialarbeiter nicht arbeitslos werden.

Mittwoch, 8. August 2007

Agnes

Manche finden, „Agnes“ sei „nur“ eine Erzählung, viel zu oberflächlich und zu kurz, da bliebe zu vieles offen. Wie ein Malbuch, in das noch niemand gemalt hat.
Ich finde das nicht.
Peter Stamm kommt mit 150 Seiten aus und beschreibt darin die Beziehung zwischen einem Journalisten aus der Schweiz und einer amerikanischen Physikstudentin. Er schreibt über die Liebe und das Unvermögen, lieben zu können;
er schreibt über den Tod;
er schreibt über Nähe und Distanz;
er deckt mit einer wunderbar spröden, sachlichen, klaren Sprache, um die ich ihn wirklich beneide, menschliche Abgründe auf, die eigentlich jeder von sich selber in mehr oder weniger großem Ausmaß kennt.

„Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet.“ – so beginnt das Buch. Und die Geschichte, die Agnes tötet, ist die, die der Journalist selber schreibt. Anfangs beschreibt er nur das Kennen lernen, das sich Näher kommen der beiden. Als er beim Schreiben aber die Gegenwart einholt, wird seine Phantasie als Autor mehr und mehr der Leitfaden, nach dem beide, vor allem aber Agnes, ihr Leben leben.
Das führt dann letztendlich in die Tragödie. Ganz schlicht und ohne jede Dramatik kommt das Thema „Tod“ zur Vollendung.

„Agnes“ ist eins der Bücher, wie ich sie liebe – es liest sich eigentlich einfach, lässt aber jede Menge Raum für Phantasie, für eigene Gedanken und eigene Vorstellungen. Und so ist es für mich ein Buch mit jeder Menge Tiefgang geworden.

Dienstag, 7. August 2007

Von Menschen und Meerschweinen

Fipsi, Tiger und Gürteltier sind drei Meerschweindamen - und sie wohnen seit einer Woche bei uns.
Eigensinnige Wesen sind das, die gerne schnell die Flucht ergreifen.

Meerschweinchen lieben Menschen nicht, hab ich gelesen. Sie tun nur so, weil die ihnen ihr Futter bringen.
Meerschweinchen schnurren auch nicht, wenn man sie hält und streichelt. Sie brummen nur, um sich selbst die Angst zu nehmen vor dem, der sie da in den Fängen hält. Wohl fühlen sie sich nicht, hab ich gelesen.
Meerschweinchen werden irgendwann zutraulich, aber eine Beziehung zu "ihren" Menschen stellen sie nicht her. Sie arrangieren sich nur, hab ich gelesen.

So gesehen sind Meerschweinchen auch nur Menschen.
Schade eigentlich.