Mittwoch, 8. August 2007

Agnes

Manche finden, „Agnes“ sei „nur“ eine Erzählung, viel zu oberflächlich und zu kurz, da bliebe zu vieles offen. Wie ein Malbuch, in das noch niemand gemalt hat.
Ich finde das nicht.
Peter Stamm kommt mit 150 Seiten aus und beschreibt darin die Beziehung zwischen einem Journalisten aus der Schweiz und einer amerikanischen Physikstudentin. Er schreibt über die Liebe und das Unvermögen, lieben zu können;
er schreibt über den Tod;
er schreibt über Nähe und Distanz;
er deckt mit einer wunderbar spröden, sachlichen, klaren Sprache, um die ich ihn wirklich beneide, menschliche Abgründe auf, die eigentlich jeder von sich selber in mehr oder weniger großem Ausmaß kennt.

„Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet.“ – so beginnt das Buch. Und die Geschichte, die Agnes tötet, ist die, die der Journalist selber schreibt. Anfangs beschreibt er nur das Kennen lernen, das sich Näher kommen der beiden. Als er beim Schreiben aber die Gegenwart einholt, wird seine Phantasie als Autor mehr und mehr der Leitfaden, nach dem beide, vor allem aber Agnes, ihr Leben leben.
Das führt dann letztendlich in die Tragödie. Ganz schlicht und ohne jede Dramatik kommt das Thema „Tod“ zur Vollendung.

„Agnes“ ist eins der Bücher, wie ich sie liebe – es liest sich eigentlich einfach, lässt aber jede Menge Raum für Phantasie, für eigene Gedanken und eigene Vorstellungen. Und so ist es für mich ein Buch mit jeder Menge Tiefgang geworden.

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