Im Moment denk ich so viel an den Tod und ans Sterben.
Manchmal geht es so schnell ...
Da gibt es diese traurig-schöne Geschichte von Julie von Hausmann, die hat mir mal unser Pfarrer erzählt.
Julie hat den Mann fürs Leben getroffen, einen Pfarrer. Aber sie haben nicht viel voneinander, weil er muss ein paar Tage später nach Afrika. Er hat alles schon geplant und gebucht. Aber er will diese Frau nicht mehr loslassen und sie ihn auch nicht. Also verloben sie sich noch ganz schnell vor seiner Abfahrt und Julie reist ihm kurz darauf nach. Vor 150 Jahren reisten Frauen nicht alleine auf Schiffen nach Afrika – sie hat es trotzdem getan. Aber er hat sie nie am Hafen abgeholt. Drei Tage vor ihrer Ankunft ist er gestorben. Ihr bleibt nichts, als an seinem Grab zu knien, in dem ihre Liebe, ihre Zukunft und ihr Leben liegt.
Ein Scherbenhaufen.
Was, wenn ich auch davor stehe, so einen Scherbenhaufen zu hinterlassen? Aber ich werde es nicht verhindern können. Grade eben hat mir mein Schwager am Telefon gesagt, ich müsse loslassen lernen. Und ich habe gesagt: ich kann das nicht und ich kann nichts dafür, weil ich bin halt so.
In meinem Kopf kreisen tausend Gedanken, immer wieder die selben ... und ich bin nur noch am Heulen.
Und ich summe immer wieder dieses Lied, das sie hier auf fast allen Beerdigungen singen:
So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt. Wo du wirst gehen und stehen, da nimm mich mit.
In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind, es will die Augen schließen und glauben blind.
Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht – du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich.
Julie von Hausmann hat das geschrieben, als sie merkte, dass sie die Scherben niemals alleine würde wegräumen können.
Und eigenltich ist es gar kein Lied für eine Beerdigung, es ist mehr ein Lied für einen Neuanfang, fürs Leben.
Und ich würde das so gerne auch können ... loslassen, abgeben und meine Hände gehalten wissen. Aber ich fühle grade auch so gar nichts von seiner Macht.
Himmel hilf!
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